Workshop - AAO Außenbereich und Wasserförderung

04.07.2015 - Venne

Am vergangenen Samstag führten wir unseren ersten Workshop zum Thema AAO Außenbereich und Wasserförderung lange Wegstrecke durch. Einmal im Jahr dient der freiwillige Workshop dazu, ein Ausbildungsthema ausführlicher zu behandeln als es an den normalen Übungsabenden möglich ist. Aufgrund der angekündigten hohen Temperaturen wurde der Workshop etwas umgeplant. Die Praxis wurde in den Vormittag und die Theorie in das kühle Feuerwehrhaus ab Mittag gelegt.

Seit gut zwei Jahren wird die auf Gemeindeebene eingeführte Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) für den Außenbereich in Venne auf die örtlichen Gegebenheiten angepasst und detailiert. Hydranten wurden auf ihre Ergiebigkeit getestet und anhand der gemessenen Werte Gebiete und Objekte mit schlechter Wasserversorgung definiert. Für die Gebiete Venner Berg und Venner Moor (bei Beinker) sind bereits standardisierte Einsatzregeln ausgearbeitet und erprobt. Schritt für Schritt werden nun weitere Gebiete/Objekte gezielt ausgesucht und ermittelt, ob hierfür Anpassungen in der AAO oder dem Standardeinsatzablauf notwendig sind.

Für den Workshop fiel die Wahl des Übungsobjektes auf den landwirtschaftlichen Betrieb Böckmann am Neuen Damm. Die Familie Böckmann betreibt eine Bullenmast und einen Strohhandel. In spitzen Zeiten werden in den Lagerhallen einige tausend Großballen gelagert. Im Falle eines Schadenfeuers ist dann die Wasserversorgung mit entscheidend für den Einsatzerfolg. - Im Gemeindekonzept ist eine mind. Wasserversorgung von 750l/min festgelegt. Der nächste Hydrant ist 1200m weit vom Hof Böckmann entfernt. Der Mühlenbach liegt mit 700m näher dran.

So sah das Übungsszenario für den Samstag vor, zu testen, wie schnell und wie viel Wasser aus dem Mühlenbach zum Hof Böckmann gefördert werden kann. Das warme Wetter zerrte zwar an den Kräften der Mannschaft, doch waren es für den Test „perfekte“ Bedingungen. Denn so konnten wir bei sehr trockenem Wetter und einem niedrigen Wasserstand die maximal förderbare Wassermenge ermitteln. Genügend Pausen im Schatten, Getränke und Abkühlungen machten die körperliche Arbeit dennoch erträglich.

Wie im Realeinsatz fuhren die Fahrzeuge den Hof zeitversetzt an. Das Tanklöschfahrzeug übernahm die Rolle des „Pufferfahrzeuges“*, welches sonst von einer weiteren Feuerwehr übernommen werden würde. Hier entscheident: Wo ist der beste Stellplatz? Können die Fahrzeuge einer Tankerkette** ungehindert die Abgabestelle anfahren? Ist ein Begegnungsverkehr zu verhindert?

Derweil war es die Aufgabe des Löschgruppenfahrzeuges eine Versorgungsleitung zum Hof aufzubauen. Hier die entscheidenden Fragen: Wie lange wird für das Verlegen des Schlauches (mit Schlauchanhänger) und das Aufbauen der Saugleitung benötigt? Wie viel Wasser kann bei dem trockenen Wetter aus dem Bach gefördert werden? Wo ist eine gute Position für die Verstärkerpumpe (feste Vorbaupumpe am Löschgruppenfahrzeug) ohne den Verkehr einer Tankerkette zu behindern?

 

Ergebnis hier: Für den Aufbau einer unabhängigen Wasserversorgung vom Mühlenbach werden circa 20-25 Minuten benötigt. Die Überbrückung muss mittels Tankerkette erfolgen. Je nach Größe des Brandes sind entsprechende Alarmstufen eingerichtet, die nach der Lageerkundung erhöht werden können.

Gegen Mittag endete der Praxisteil mit einer Besichtigung des Betriebes. Am Feuerwehrhaus wurden dann alle Geräte wieder einsatzbereit gemacht. Vor der Theorie gab es zur Stärkung gegrillte Wurst mit Salat. Im kühlen Gruppenraum ging es mit einem Theorieblock weiter, wo die Erkenntnisse aus der Praxis und die AAO Außenbereich nochmal im Detail durchgesprochen wurden.

Neben den gesammelten Testergebnissen und Erfahrungen hat der Workshop trotz der extremen Wetterbedingungen allen Teilnehmern Spaß gemacht. Zwei Stunden früher als geplant verließen wir mit einem Lächeln das Feuerwehrhaus.

*Pufferfahrzeug: Tanklöschfahrzeug, welches den Wassertank als kurzfristigen Zwischenspeicher nutzt, wenn die Wasserversorgung nicht kontinuierlich ist - beispielsweise bei einer Tankerkette. So kann trotzdem eine durchgehende Wasserabgabe zur Einsatzstelle ermöglicht werden.

**Tankerkette: Mehrere Tanklöschfahrzeuge, die im Pendelverkehr von weiter entfernt Wasser zum Einsatzort bringen.