31.08.2009 - Venne
Was passiert, wenn es in einem Wohnheim mit Dutzenden von Bewohnern brennt? Reichen die alarmierten Kräfte aus? Können Verletzte mit der Drehleiter gerettet werden? Antworten auf diese und weitere Fragen sollte die Gemeindeübung im Seniorenzentrum Haus Mühlenbach in Venne geben.
"Menschenrettung ist das vordringlichste Ziel, da zählt jede Minute", sagte Olaf Meyer, Gemeindebrandmeister von Ostercappeln. "Bei einem Brand in einer derartigen Wohnanlage ist mit mehreren Verletzten und Hilfebedürftigen zu rechnen. Deshalb ist in der Alarm- und Ausrückeordnung festgelegt, dass sofort die vier Ortsfeuerwehren Ostercappeln, Venne, Hitzhausen und Schwagstorf sowie eine Drehleitereinheit aus einer Nachbarwehr alarmiert werden. Außerdem wird zur Betreuung und Versorgung der Verletzten auch die Schnelleinsatzgruppe des DRK aus Bohmte hinzugezogen", erläuterte Meyer.
So hatten einige Venner Feuerwehrkräfte eine Übung geplant und vorbereitet: Im Obergeschoss des Seniorenzentrums an der Hunteburger Straße war in einer Wohnung Feuer ausgebrochen. Dichter Qualm zog durch weite Teile des Gebäudes. Nach Angaben der Heimleitung waren noch acht Bewohner, teils bettlägerig, im Gebäude.
Bereits nach wenigen Minuten erreichte das erste Fahrzeug der Venner Wehr die Einsatzstelle. Schon während der Anfahrt hatte sich ein Trupp mit Atemschutzgeräten ausgerüstet. Mit dem Hohlstrahlrohr ging der Trupp vor, um Verletzte zu finden und zu retten und den Brand zu bekämpfen. Mitgeführt wurde auch die Wärmebildkamera, mit deren Hilfe durch den Rauch hindurch Personen aufgespürt werden konnten. Inzwischen waren weitere Feuerwehrkräfte eingetroffen. Zur Wasserversorgung und Menschenrettung wurde jeweils ein Einsatzabschnitt eingeteilt. "Für den reibungsarmen Ablauf ist es enorm wichtig, die fast gleichzeitig anrückenden Kräfte und Fahrzeuge in einer geordneten Struktur aufzustellen", bemerkte Meyer. "So muss von vornherein ausreichender Platz für die Drehleiter freigehalten werden."
Die Bewohner der nicht von Rauchgasen betroffenen Gebäudeteile wurden durch die Hausmitarbeiter evakuiert. Schwerstarbeit war es für die Feuerwehrmänner, in voller Ausrüstung unter Atemschutz und bei sehr beengten Platzverhältnissen einen schwergewichtigen Patienten auf der Trage über das Fenstergeländer zu heben, wo der Korb der Drehleiter der Belmer Feuerwehr schon angefahren war. Nachdem dieser Patient gerettet worden war, wurde er von den Sanitätern, die einen Behandlungsplatz auf der angrenzenden Wiese aufgebaut hatten, versorgt. Weitere Trupps unter Atemschutz durchsuchten das ganze Gebäude. Ein verwirrter Bewohner wurde im Fahrstuhl gefunden, ein anderer mit Fußverletzung auf dem Dachboden. Einen Rollstuhlfahrer trugen Feuerwehrkräfte über die rückwärtige Nottreppe ins Freie. Alle Verletzten waren Mitglieder der DRK-Gruppe Realistische-Unfall-Darstellung. Sie wurden fachgerecht nach verschiedenen Verletzungsmustern geschminkt.
Nachdem alle Personen gerettet worden waren, erfolgte über die Funk die Durchsage "Übungsende!" Anschließend trafen sich die Einsatzkräfte zu einer Stärkung mit kühlen Getränken und Würstchen am Feuerwehrhaus Venne. Ostercappelns Bürgermeister Rainer Ellermann dankte allen Kräften für ihren Einsatz bei dieser Übung. Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und den DRK-Helfern. Auch die Mitglieder des Ausschusses für Ordnung und Sicherheit waren beeindruckt von der Schnelligkeit und Umsichtigkeit, mit der die Personen gerettet wurden.
Gemeindebrandmeister Olaf Meyer zog ein erstes positives Fazit: "Die objektbezogene Alarm- und Ausrückeordnung hat sich hier bewährt. Nach der schweren Hausexplosion in Venne im Jahr 2006 haben wir die Pläne überarbeitet und auch für die anderen Wohnheime und das Krankenhaus eigens angepasste Pläne entwickelt, die bei der Rettungsleitstelle des Landkreises hinterlegt sind. So werden bei bestimmten Lagen sofort von Anfang an die entsprechenden Kräfte alarmiert. Damit gewinnen wir wertvolle Minuten, um Menschenleben zu retten."
Text und Bilder: Hubert Dutschek