28.06.2008 - Venne
Früher gab es sie überall - Eimerketten. Es gab noch keine Pumpen und andere wasserfördernde Armaturen. Viele Haushalte hatte bei sich einen Ledereimer stehen. Und brannte es im Ort war man auf die Hilfe der anderen angiewesen, daß sie mit dem Eimer zum Brandort kommen, um zum Löschen eine Eimerkette zu bilden. Heute gibt es sie nicht mehr - nicht mehr zum Löschen. Die Technik hat sich zum Glück weiterentwickelt. Doch mit ihr kann man Weltrekorde knacken. Wer schafft die Längste?
Die Feuerwehr Venne hatte sich mit der Einführung der SER-Brandbekämpfung im Jahr 2006 Gedanken gemacht, wie man die Vorgehensweise in verrauchten Gebäude verbessern kann. Besonders die Suche des Brandherdes muss schnell erfolgen, unter Nullsicht ist dies aber zeitaufwendig und gefährlich. Trotz aller Schulung- und Übung ist die Beinträchtigung durch Nullsicht extrem hoch. So war schnell klar, daß an der Stelle das größte Potenzial zu heben ist. Die Idee war geboren eine Wärmebildkamera anzuschaffen. Mit ihr kann im Rauch die Orientierung deutlich verbessert werden. Die Anschaffungskosten sind jedoch sehr hoch und von der Gemeinde konnte man keine finanzielle Mittel erwarten. So musste man selber tätig werden. Eine Eimerkette, die Längste der Welt, sollte in Verbindung mit einer Sponsorentafel die finanziellen Mittel beschaffen.
Eine Mamutaufgabe, die es galt umzusetzen. Es musste viele Vorbereitungen getroffen werden. Sehr wichtig schien die Öffentlichkeitsarbeit, denn man benötigte ca. 5000 Personen um die längste Eimerkette der Welt zu bilden. Es wurde ein Logo und eine Webseite erstellt, Plakate wurden aufgehangen und es ging ins Radiostudio. Es wurde ein Test für die Leistungsfähigkeit der Venner Feuerwehr. Die Vorstellung, es als kleine Ortsfeuerwehr zu Versuchen einen Weltrekord in den Ort zu holen, dürfte dabei die Motiviation aller hoch gehalten haben. Die "Überstunden" die dabei neben Beruf und Familie gemacht wurde, werden wohl nie gezähtl werden.
Am Donnerstag vor dem Event hatte man mit dem Aufbau begonnen. Es mussten viele Meter Kabel gelegt werden. Die Strecke der späteren Kette wurde abgesteckt. Eine Bühne für die musikalische Begleitung fand ihren Platz. Die komplette Einsatzabteilung war in diesen Tagen im Einsatz, um die Vorbereitungen abzuschließen. Aber auch viele andere Helfer packten kräftig mit an. Die Technik übernahm dabei HK-Medien.
Als es am Samstagnachmittag dann soweit war und die Eimerkette kurz vor ihrem Start stand, fing es aus allen "Eimern" an zu regnen. Unpassender konnte das Wetter nicht umschlagen. Wasser genug für die Eimer hatte man, doch damit hätte Petrus ruhig noch warten können. Trotz schlechtem Wetter kamen dennoch ca. 1500 Teilnehmer, die meisten hatten sich gut vorbereitet. Doch man muss sagen, dass viele kurzfristig Zuhause geblieben waren, obwohl sie die Türklinke schon in der Hand hatten.
Gegen 16 Uhr galt es dann, die Eimerkette startete. Verfolgte man die Eimer, so sah man viele Gesichter aus Venne und Umgebung. Anhand der Kleidung konnte man auch viele aus der Feuerwehr, THW, DRK und anderen Hilfsorganisationen erkennen. Aus dem ganzen Landkreis kamen sie, um den Weltrekord in den Landkreis und genauer nach Venne zu holen. Man wollte so gerne die Pfadfinder aus Amerika schlagen.
Die Stimmung war im Gegensatz zum Wetter sehr heiter. Was vielleicht auch an der guten Verpflegung lag, denn wären der gesamten Veranstaltung gingen Leute mit Schubkarren durch die Reihe und verkauften Getränke. Hierbei half die gesamte Gemeindefeuerwehr.
Nachdem der letzte Eimer durch die Reihen von Hand zu Hand gereicht wurde, wurde gezählt. Meter für Meter ging es weiter. Kontrolliert wurde dies ununterbrochen von zwei Zeugen. Rainer Ellermann (Gemeindebürgermeister Ostercappeln) und Friedrich Hülsmann (Pastor in Venne) passten auf, denn am Ende sollten sie das Ergebnis bezeugen können. Für den Weltrekord benötigte man eine Kettenlänge von 4189 Meter und 90 Zentimeter. Zum Schluss waren es leider nur 1280 Meter. Kein Weltrekord, aber Europarekord!
Ein Ende der Veranstaltung war aber noch nicht in Sicht. Denn auf der Bühne sorgte die Band "Black Pearl" für rockige Klänge. Es wurde noch lange gefeiert. Am Ende zählte das Ereignis und nicht das Ergebnis. Die Feuerwehr Venne hatte bewiesen, wozu sie in der Lage war. Lob kam aus der gesamten Teilnehmerschaft.
Wer wollte konnte als Erinnerung einen Button mit dem Logo der Eimerkette kaufen um somit die Finanzierung der Wärmebildkamera zu unterstützen. Auch die Erlöse aus der Bewirtung flossen in diesen Topf.